Tennisvereine teilen das Prinzip Hoffnung
Die Saison soll im Juni losgehen. Doch noch ist nicht genau abzusehen, wann und wie. Einige Teams haben schon zurückgezogen.
Es wäre gleich die weiteste Anreise, die da auf die Tennisspieler des TV Am Saalebogen Rudolstadt wartet: Die Herren 55, die in der Ostliga beheimatet sind, müssten laut Spielplan am ersten Spieltag am 14. Juni zum TC Blau-Weiß Rostock fahren. Doch die Rudolstädter mussten ihre Mannschaft aus personellen Gründen zurückziehen: Ob zwei tschechische Mitspieler bei den Punktspielen auf Grund der Corona-Krise in der Saison immer dabei sein können, ist zu unsicher. Doch es gibt generell noch viel mehr Unwägbarkeiten sowohl auf Landesebene, aber auch überregional.
Doppelspiele bleiben weiter der Knackpunkt
Der Knackpunkt: Können bei den Punktspielen überhaupt Doppel gespielt werden? Oder widerspricht das möglicherweise den Hygieneanforderungen und Abstandsregelungen? Denn grundsätzlich müssen auch die Tennisspieler mindestens zwei Meter Abstand bei ihren Spielen halten.
„Man muss abwarten, inwieweit die Doppelspiele überhaupt erlaubt sind“, sagt der Rudolstädter Tennisspieler Jan Rudolph. Aktuell sind zwar Doppelspiele im Trainingsbetrieb erlaubt, aber auf der jeweiligen Seite dürfen nur Spieler eines Hausstandes aktiv sein.
Insofern verwundert auch die Aussage des Thüringer Tennis-Verbandes nicht, der für die Punktspiele auf Landesebene keine Prognosen abgeben will, wann es nun eigentlich losgeht um Punkte. „Aktualisierte Termine gibt es noch nicht, es gibt in den Ligen auf Landesebene bislang nur die Daten von Anfang Mai“, sagt Jan Rudolph.
Zumindest scheint aktuell zumindest klar zu sein, mit wie vielen Mannschaften in Thüringen in die Freiluftsaison gegangen wird. In diesen Tagen ist der (veränderte) Anmeldeschluss.
Oder vielmehr Abmeldeschluss. Denn allein auf Landesebene haben etwa 13 Prozent der Mannschaften ihre Meldung zurück gezogen. Damit sind die Thüringer Spielklassen noch gut dabei: Im Bereich der Ostliga – sie umfasst praktisch das Gebiet der früheren DDR – sollen es 35 Prozent sein, in der Regionalliga Süd/Ost hat sogar jede zweite Mannschaft abgewunken. In letzterer Spielklasse habe man daraufhin schon die komplette Saison abgesagt, so Jan Rudolph.
Die Zahl der Mannschaften, die die vier Vereine aus dem Landkreis ins Rennen schicken, ist dennoch recht imposant. Der TV Am Saalebogen mit seinen etwa 140 Mitgliedern schickt allein neun Teams ins Rennen. Auch die Spielgemeinschaft Saalfeld/Bad Blankenburg will in acht Spielklassen mit Mannschaften um Punkte kämpfen. Der TC Grün-Weiß 74 Königsee, der mit Gräfinau-Angstedt eine Spielgemeinschaft bildet, hat drei Teams gemeldet. Und der TC Rot-Weiß Rudolstadt ist in der Herren 40 mit einem Team in der Bezirksliga dabei.
Punktspiele im Erwachsenenbereich am ehesten vorstellbar
Die Tennisspieler, die als eine der ersten nach dem Shutdown wieder mit dem Trainingsbetrieb begannen, können sich im Erwachsenenbereich noch am ehesten einen Beginn der Punktspielsaison vorstellen. Deutlich spannender dürfte es bei den Nachwuchs-Akteuren sein. Der TV Am Saalebogen will beispielsweise mit Bambini-Mannschaften in der U 8 und U 9 am Punktspielbetrieb teilnehmen. Da bleibt abzuwarten, ob und wie man bei den quirligen Kindern die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten will. Jan Rudolph, der beim TC Rot-Weiß Rudolstadt den Nachwuchs trainiert, absolviert seine Einheiten mit den Talenten häufig im Einzeltraining. Alles andere sei nicht erlaubt und einfach nicht umsetzbar.
Während die aktiven Tennisspieler also gebannt auf den möglichen Start der Punktspielsaison im kommenden Monat blicken, herrscht bei den Organisatoren diverser Turniere eher die Skepsis vor. „Bei den Turnieren ist überhaupt noch nichts sicher“, sagt so auch Jan Rudolph. Der Landesverband habe bereits einige geplante Veranstaltungen abgesagt, darunter auch alle Titelkämpfe auf Landesebene: „Landesmeisterschaften finden in allen Altersklassen nicht mehr statt“, weiß Rudolph zu berichten.
Und so herrscht auch hier bei den Tennisspielern vornehmlich das Prinzip Hoffnung: „Vielleicht können wir wenigstens die im vergangenen Jahr erstmals durchgeführten Städtedreiecks-Meisterschaften in dieser Saison durchführen“, sagt Turnier-Organisator Jan Rudolph. Die Hoffnung, die stirbt bekanntlich zuletzt.
Quelle: OTZ 28.05.2020
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